Ort: Toihaus
Lesung & Gespräch (ungarisch/deutsch)
Veranstalter: prolit
in Kooperation mit Literaturfest Salzburg
Moderation: Petra Nagenkögel
Übersetzung: Lidia Nádori
Rosenroman
»Ich stand am Fenster und wartete, dass die Sonne unterging, denn das war die Regel, und wenn ich nicht wollte, dass etwas Schlimmes geschah, musste ich warten, bis sie untergegangen war.«
Jemand redet um sein Leben: Der Ich-Erzähler in Zoltán Danyis "Rosenroman" zieht Bilanz. Er tut das in immer neuen Anläufen, in einem furiosen Monolog, der einem Akt der Selbstrettung gleichkommt und der sich in Wiederholung und Variation assoziativ fortschreibt. Dabei faltet er die vergangenen Jahre und Jahrzehnte auf, in minutiös erfassten Erinnerungen, um zu begreifen, was ihm vorerst noch nicht begreifbar ist. Langsam tun sich Bezüge auf, verschränken sich Innen und Außen, werden Korrespondenzen sichtbar: zwischen Lieben, Krankheit und Angst, zwischen Rosen und Kolonialismus, Begehren und Krieg. Mehr und mehr verschränken sich die Ebenen des Erzählten in einem Roman, der auf meisterhafte Weise eine private Tragödie mit dem größeren europäischen Zusammenhang kurzzuschließen versteht.
Mit bezwingender sprachlicher Schönheit, in seiner Ruhe und unerhörten Intensität einem Werk der Minimal Music vergleichbar, vollzieht Zoltán Danyis meisterhafter Roman die seelische und physische Selbsterforschung eines Menschen nach, der sich schreibend aus der Sackgasse seines Lebens herausarbeitet.
Zoltán Danyi, 1972 in Senta/Jugoslawien geboren, studierte Philosophie und Literatur in Novi Sad und Szeged. 2003 debütierte er als Lyriker und veröffentlichte Gedichte und Kurzgeschichten. Er promovierte 2008 über Béla Hamvas und war Lektor und Hochschullehrer. Für seinen ersten Roman "Der Kadaverräumer" wurde er mit dem Miklós-Mészöly-Preis ausgezeichnet. Danyi, ein Angehöriger der ungarischen Minderheit in Serbien, lebt als Schriftsteller und Rosenzüchter in Senta. "Rosenroman" ist in der Übersetzung von Terézia Mora im Suhrkamp Verlag erschienen.