Ort: Literaturhaus Salzburg
Lesung & Gespräch (polnisch/deutsch)
Veranstalter: prolit
(in Kooperation mit Fachbereich Slawistik)
Übersetzung: Elżbieta Tabaka
Martyna Bunda - Das Glück der kalten Jahre
Übersetzung: Elżbieta Tabaka
Ob ihr Mann das Meer gesehen hat, bevor er 1932 auf der Großbaustelle der Hafenstadt Gdingen tödlich verunglückte, wird Rozela nie erfahren. Von der staatlichen Entschädigung baut sie für sich und die drei Töchter ein Steinhaus mit Doppelfenstern, im kaschubischen Dorf eine Sensation. Dort überstehen sie die Schrecken des Krieges. Als die sowjetische Armee nach Westen zieht, bietet das Haus keinen Schutz mehr. Im Keller versteckt, muss Gerta, die älteste, mit anhören, wie ihre Mutter von Soldaten vergewaltigt wird.
Aber die Maxime der Mutter lautete dennoch: den Kopf oben behalten, was immer auch passiert. Dies beherzigen auch die Töchter, allen voran die leidenschaftliche, lebenshungrige Truda, Sachbearbeiterin im Schifffahrtsamt, deren Mann für Jahre im Gefängnis des Geheimdienstes verschwindet. Ilda, Motorradfahrerin, arbeitet in der Umsiedlungsbehörde und liiert sich spät – mit einem Bildhauer, der ihr seine Ehe mit einer Deutschen verschweigt.
Martyna Bunda beherrscht die Kunst, uns die Dinge mit den Augen der Figuren sehen zu lassen. In ihrem aufsehenerregenden Debüt gelingt es ihr, eine weibliche Familiensaga zu erzählen, deren Größe aus dem vermeintlich Kleinen und Alltäglichen erwächst und die in privaten Biografien die große Weltgeschichte abbildet.
Martyna Bunda, geboren 1975 in Danzig, aufgewachsen in den Kaschuben, studierte Politikwissenschaft und arbeitete viele Jahre als Journalistin. Seit 2012 leitet sie den Lokalteil einer großen polnischen Tageszeitung. Für ihre Reportagen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Das Glück der kalten Tage ist ihr literarisches Debüt. Sie ist Mutter zweier Töchter und lebt in Warschau.